Story about
Molat

INSEL MOLAT: WO DIE ZEIT STEHEN BLIEB

Die in Ljubljana (Slowenien) geborene Kulturmanagerin und Yogi Nataša Kelhar kam mehr als drei Jahrzehnte lang auf Molat und erlebte die Geschichte der Insel als militärisches Zentrum und später als abgelegener Zufluchtsort für slowenische Filmemacher und Schauspieler.
Hier teilte sie ihre Gedanken mit uns darüber, wie diese Insel tickt.
In der Mitte der Adria, fast auf dem Viertel des Weges von der kroatischen zur italienischen Küste, liegt die Insel Molat. Auf der Insel leben rund 250 Menschen, verteilt auf drei Dörfer. Wenn Sie in die Bucht von Lučina erreichen und mit dem Boot zum Hauptdorf namens Molat gelangen, kommen Sie an einem großen zweistöckigen Gebäude mit funktionaler und sauberer Architektur vorbei, das zwischen hohen Kiefern versteckt ist. In einer durchschnittlichen kroatischen Küstenstadt wäre dieses Gebäude ein Hotel, aber hier ist es eine Ruine. Ein Teil eines ehemaligen Militärstutzpunktes.
Jahrelang fühlte es sich an, als würde man ans Ende der Welt reisen, und deshalb war die tatsächliche Ankunft an der Pier auf Molat immer so ein magischer Moment.
ZUFLUCHTSORT FÜRS MILITÄR UND KÜNSTLER
Wegen des Militärstützpunktes hat sich der Tourismus auf der Insel wenig entwickelt und deswegen hat sich hier die Traditionelle Lebensweise erhalten. Nach und nach wurde es zu einem Sommerzentrum für slowenische Influencer: Schauspieler, Regisseure und sogar Sportler, die sich hier in den 80er Jahren regelmäßig in den Sommermonaten trafen. Es war ihr bevorzugter Ort, um dem Scheinwerferlicht und der Hektik des Alltags zu entfliehen, sowie Zeit in der Natur zu verbringen. Einige von ihnen kamen immer wieder zurück.
Wir sprachen mit Nataša Kelhar, die als eine der ersten die Insel bekannt machte und seit fast 30 Jahren jedes Jahr hierher kam.
MALIK ADVENTURES
NATAŠA KELHAR
01
WANN HÖRTEN SIE DAS ERSTE MAL VON MOLAT?
Das war 1980, während meiner Tätigkeit im Kulturmanagement in Ljubljana. Die Schauspielerin Zvezdana Mlakar erzählte mir von einer kleinen abgelegenen Insel mit kleinen traditionellen Häusern, ein paar einsamen Stränden und einem einfachen Leben. Ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken – wir packten unsere Sachen und blieben anderthalb Monate auf Molat.
02
WAS IST DANN PASSIERT? WER HAT SICH IHNEN NOCH DAZUGESELLT.
Ich kannte viele Leute und wurde immer wieder gefragt, wo ich Urlaub mache. Ich fing an, den Leuten von dieser kleinen malerischen Insel zu erzählen, und die Leute fingen an, sich dafür zu interessieren. Die Standard-Crew bestand aus Manca Košir (slowenische Schauspielerin), Karpo Godina (einer der größten slowenischen Filmregisseure), Milena Zupančič und Radko Polič (Theaterpaar), Lado Leskovar (Sänger), Peter Božič (Schauspielrechtler) und Elza Budau (Dichterin). Schauspieler Janez Hočevar - Rifle - kam mit seinem Segelboot vorbei. Und schon bald war dort eine ganze Menge Menschen.
03
SIE KAMEN SEIT ÜBER 30 JAHREN AUF DIESE INSEL ZURÜCK. WIE KAM ES DAZU?
Stimmt. Einige von uns aus dieser Gruppe sind Traditionalisten. Die Energie, die ich an einem bestimmten Ort spüre, kommt immer wieder zurück, wenn ich den Ort wieder besuche. Der Duft, die Geräusche, die Ruhe und die Menschen verleihen Molat eine einzigartige Energie. Ich würde fast sagen, eine heilende Energie. Es ist die Art von Ort, an dem du einige Einheimische seit 30 Jahren kennst und du sie nicht wirklich bis ins Mark kennenlernen musst. Die Einheimischen sind sehr neugierig und erzählen dir gerne, was auf der Insel passiert. Aber es gibt keinen Druck und du hast irgendwie alles unter Kontrolle (obwohl du die Dinge nicht kontrollieren willst).
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
04
UND ANDERE?
Manche Menschen ziehen einfach gerne jedes Mal an einen neuen Ort, andere haben gerade angefangen weniger zu reisen, aber für einige Jahre stand Molat ganz oben auf ihrer Inselhopping-Liste.
05
KÖNNEN SIE BITTE MIT UNS TEILEN, WIE ES IN DEN 80ER JAHREN AUF DER INSEL WAR, ALS VIELE SOLDATEN HIER STATIONIERT WAREN?
Ich glaube, die Soldaten und die Einheimischen lebten völlig getrennte Leben. Sie schienen minimal miteinander interagiert zu haben und doch lebten sie irgendwie miteinander. Ich fühlte mich sicher, obwohl es nichts zu befürchten gab, und der Hauptmann war immer so ein Gentleman … Als Besucherin hatte ich damals nicht das Gefühl, dass es einen großen Einfluss hatte, abgesehen von der Tatsache, dass wir einige der wenigen Reisenden auf der Insel waren. Das mochte ich besonders, weil ich denke, dass sich Hotelgäste sehr von Gästen in Privatunterkünften und lokalen BnBs unterscheiden. Das hat die Insel für viele meiner Freunde so besonders gemacht – und es ist noch heute nicht anders.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Es scheint, dass die Natur das Tempo vorgibt und nicht die Geräte oder unsere eigenen kleinen Stimmen im Kopf.
"Vapor" - der lokale Name für ein Boot, das jahrzehntelang die einzige Verbindung mit der Insel war. Es kommt jetzt in einem anderen Archipel zum Einsatz und legt viel kürzere Entfernungen zurück.
06
KÖNNEN SIE IHRE ANREISE HIERHER BESCHREIBEN?
In den 80ern hierher zu kommen war jedes Mal anders. Aber jedesmal war der Weg hierher ein Albtraum, auf gut Deutsch. Wir reisten mit dem Bus, Zug oder Flugzeug nach Zadar und dann waren es noch 2,5 bis 3 Stunden mit dem Boot. Jahrelang fühlte es sich an, als würde man ans Ende der Welt reisen und deshalb war die tatsächliche physische Ankunft an der kleinen Pier auf Molat immer so ein magischer Moment. Du hast dich sofort beruhigt. Heute fahren noch immer ein oder möglicherweise zwei Boote pro Tag zur Insel (sie sind jedoch viel schneller als damals), sodass etwas von diesem Ankunftsgefühl beibehalten wurde.
Kleine Rituale und tägliche Gespräche mit Einheimischen.
07
WIE WAR ES DAMALS HIER ZU SEIN UND WAS MOTIVIERTE DIE MENSCHEN WIEDER ZURÜCKZUKOMMEN?
Zvezdana und Radko hatten das gleiche Gefühl wie ich. Wer kommt, wann kommt er, wer kommt mit Vapor an, wer segelt nach Molat. Mit der Zeit fingen wir an, die Dorfgeschichten aufzugreifen: Wer ging angeln, was haben sie gefangen, warum kommt der Bäcker mit dem Brot zu spät, und andere Inselnachrichten. Warum kam der Bäcker mit dem Brot zu spät? Wir verbrachten die Tage an kleinen versteckten Stränden und erkundeten Wanderwege. Abends saßen wir wieder mit denselben Leuten in derselben Bar, nur dieses Mal sangen wir dalmatinische Lieder. In einem kleinen Dorf wie diesem fühlte es sich an, als würde man jeden kennen.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Die Menschen geben einem das Gefühl, im Land Liliput zu sein, wo alles klein ist.
Kleine Häuser. Kleine Gärten. Kleine Sorgen. Kleine Häuser und kleine Sorgen – ein einfaches Leben auf der Insel.
08
WIE WAR ES DAMALS HIER ZU SEIN UND WAS MOTIVIERTE DIE MENSCHEN WIEDER ZURÜCKZUKOMMEN?
Als ich zum ersten Mal hierher kam, machte ich mir Sorgen, was ich an einem so abgelegenen und einfachen Ort machen würde. Aber auf Molat schwebt eine besondere Energie in der Luft. Ich spürte es jedesmal, als ich mir Tee aus Kräutern machte, die ich auf dem Weg nach Straža (einem der Hügel auf der Insel) sammelte – es ist die Energie, die Sonne und die Reinheit. Es liegt etwas Gesundes in der Luft. Aber du musst lernen loszulassen und es zu fühlen. Und das alles bevor du anfängst, über die Architektur und die Menschen nachzudenken.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Unser kleines Ritual in Lučina hat uns allen gefallen. Du würdest in die einzige Bar kommen, um Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Die Insel gibt dir das Gefühl, von der Welt isoliert zu sein. Du bist hier auf der Insel und der Rest der Menschen ist dort auf dem Festland. Es ist so, als würde man sich viel mehr auf weniger Menschen in seiner Umgebung konzentrieren. Schlussendlich gibt es nicht zu viel von allem. Wenn du auf eine Insel wie diese gehst, bereite dich auf eine andere und neue Erfahrung vor. Du wirst dir selbst begegnen und du wirst die Dinge anders machen. Wenn du dafür offen bist – dann ist das großartig. Es zieht dich aus deinem alltäglichen Automatismus heraus.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Auf der Insel gibt die Natur das Tempo vor.
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WIE IST ES, WENN SIE ES MIT IHREM LEBEN ZU HAUSE VERGLEICHEN?
Auf Molat ist es viel einfacher sich mit der Natur zu verbinden. Sie ist überall, du musst nur aus dem Dorf wandern und zu einem kleinen abgelegenen Strand oder auf einen Hügel gehen.
Du würdest in die einzige Bar (und noch heute eine von zwei Bars im Dorf) kommen, um einen Kaffee zu trinken und sich darüber zu informieren, was im Dorf passiert.
Wenn du hier bist, fokussierst du dich mehr auf die Menschen, mit denen du umgeben bist. Schlussendlich gibt es nicht zu viel von allem.
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WIE FÜHLT ES SICH AN, HEUTE HIERHER ZURÜCK ZU KOMMEN?
Im Grunde ist alles beim Alten geblieben. Die Leute arbeiten immer noch im Garten, machen ihren eigenen Wein, teilen ihre Kartoffeln mit den Nachbarn und gehen fischen. Ich mag die Tatsache, dass es hier keine Hotels gibt, aber du merkst dennoch den Fortschritt. Die Art von Fortschritt, von dem das ganze Dorf profitiert – wie der innovative Empfangsbereich mit Annehmlichkeiten für nautische Touristen, die schön in die traditionelle Architektur integriert sind. Es scheint, dass die Menschen nicht zu gierig sind, höhere Einkommen zu erzielen, sondern versuchen etwas Gutes für das Dorf zu tun.
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ALSO, WANN PLANEN SIE WIEDER HIERHER ZU KOMMEN?
Im nächsten Sommer besucht mich mein Cousin aus Südkalifornien und ich habe ihm bereits gesagt, dass wir eine Woche auf Molat verbringen werden.
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